Am Maifeiertag verehrt die katholische Kirche in Bayern traditionell die Gottesmutter Maria als Schutzfrau von Bayern – als Patrona Bavariae. Von der Mariensäule auf dem Münchener Marienplatz führen die Straßen in alle Teile des Landes. Eine stattliche Mariensäule ziert auch den Kirchplatz in Rottenberg (Dekanat Aschaffenburg-Ost).
Mit passenden Gebeten und Liedern wandten sich die Gläubigen an Maria. Sie betrachteten unter der Anleitung von Lektorin Christina Fleckenstein die einzelnen Sätze des Ave Maria, beten u.a. eine Litanei, in der die verschiedenen Lebenssituationen der Mutter Jesu zur Sprache kamen. Darin konnten sie sich selbst wiederfinden.
Wunderschön mit Blumen und Kerzen geschmückt waren die Muttergottesfigur an der nördlichen Kirchenwand und der Marienaltar (linker Seitenaltar). Die Lieder begleitete Erika Romeis an der Schlimbach Orgel.
Maria, dich lieben, ist allzeit mein Sinn;
dir wurde die Fülle der Gnaden verliehn.
Du Jungfrau, auf dich hat der Geist sich gesenkt;
du Mutter hast uns den Erlöser geschenkt. (GL 521)
Susanne Mahlmeister
Hintergrund: Marienmonat Mai
Gott und den Menschen nahe
Im Marienmonat Mai wird die Gottesmutter besonders verehrt. Grundlage der Marienverehrung sind ihr gläubiges Vertrauen und ihr Gehorsam auf den Anruf Gottes hin. Dadurch wurde Maria zur Mutter aller Glaubenden und zum Urbild der Kirche.
Wohl auch aus diesem Grund galt an seinem ersten Arbeitstag nach der Wahl der Besuch von Papst Franziskus der römischen Marienkirche und Basilika Santa Maria Maggiore. Sein Vorgänger Benedikt XVI. hat es einmal so formuliert: „Je näher der Mensch Gott ist, desto näher ist er den Menschen. Das sehen wir an Maria. Der Umstand, dass sie ganz nahe bei Gott ist, ist der Grund dafür, dass sie auch den Menschen so nahe ist.“
Pfarrer Josef Treutlein, Initiator des Fränkischen Marienwegs, spricht in der von ihm mit herausgegebenen Buchreihe „Die Frau, die mich zu Christus führt“ davon, Marienverehrung sei „kein menschliches Werk, bei dem der Mensch allein etwas gibt und leistet; vielmehr ist sie ein Tun, in welchem der Mensch selbst sich als Empfangender erfährt und zum Beschenkten wird“.
Pfarrer Robert Stolzenberger, Präses der 1621 gegründeten Eucharistisch-Marianischen Männersodalität Aschaffenburg, räumt ein, dass sich viele Menschen mit einer stark ausgeprägten marianischen Frömmigkeit schwer tun. „Zugleich gilt es aber festzustellen, dass es gerade die marianischen Feiern, Andachten und Wallfahrtsorte sind, die viele Menschen anziehen.“ Das liege an der besonderen Rolle Mariens: „Sie ist eine von uns“ und habe Schmerzen der trauernden Mutter ebenso durchlebt wie die materielle Not der Familie auf der Flucht. „Zugleich ist sie das Urbild des erlösten Menschen und damit eine Verheißung, ein Bild der Hoffnung für uns.
Eine besondere Form der Wertschätzung der „Maienkönigin“ ist die Maiandacht, bei der Gläubige meist an den Abenden des Wonnemonats Maria mit Gebeten und Gesängen ehren. Die Freude über die Blütenpracht des Frühlings mischt sich hier mit dem Lob auf die „schönste Himmelsblüte“, wie Maria in einem Maienlied bezeichnet wird. Der Gottesmutter wird alles empfohlen, „was grünt und blüht auf Erden“. Eine allgemeine Verbreitung erfuhr die fromme Andachtsübung im 19. Jahrhundert. Entstanden war sie bereits in der Barockzeit.
Seinen Ursprung hat der Lobpreis Marias aber bereits im neutestamentlichen Lobgesang der Mutter Jesu, dem Magnifikat. In der Diözese Würzburg setzte sich die Maiandacht im Jahr 1858 durch. Aus dieser Zeit stammen auch die gängigen Marienlieder zur Maienzeit. Das bekannteste Lied „Maria Maienkönigin“ textete Guido Görres 1842, die Melodie stammt von Joseph Mohr. Im Volksbrauchtum bildete sich vor allem bei Kindern die fromme Übung heraus, sich zuhause selbst einen so genannten Maialtar zu bauen und ihn mit Blumen zu schmücken. Die Maiandachten werden auch für thematische Predigtreihen zum Thema Maria genutzt. An zahlreichen Marienwallfahrtsorten der Diözese Würzburg finden in den kommenden Wochen Maifeiern zu Ehren der Gottesmutter statt. Beispielsweise feiert Weihbischof Boom am Fronleichnamstag, 30. Mai, um 15 Uhr eine Maiandacht im Würzburger Käppele.
Markus Hauck (POW)