Mit einer eindrücklichen Gedenkfeier an den Ehrenmalen auf dem Sailaufer Kirchberg gedachten Gemeindemitglieder am Sonntag, dem 13. November 2022, der Opfer von Kriegen und Gewalt in Vergangenheit und Gegenwart.
„Nie wieder Krieg!“ So formulierten unsere Vorfahren unter dem Eindruck der schrecklichen Erfahrungen zweier Weltkriege des zwanzigsten Jahrhunderts das fundamentale Ziel europäischer Einigungsbemühungen. Auf dieses Leitwort ging Sailaufs Bürgermeister Michael Dümig in seiner Ansprache zum diesjährigen Volkstrauertag ein. Die Sicherheit und der Frieden, der uns seit mehr als 75 Jahren beschieden ist, seien keineswegs selbstverständlich.
Der gegenwärtige Krieg in der Ukraine, der nun schon neun Monate dauere, zeige auf erschreckende Weise, wozu Menschen fähig seien, die durch einen herrschsüchtigen, skrupellosen Machthaber in einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg geschickt wurden.
Es sei nahezu unvorstellbar, was uns die Fernsehbilder täglich vor Augen führten: der gezielte Beschuss der Zivilbevölkerung, die Zerstörung humanitärer Einrichtungen, geplünderte und verwüstete Städte und Dörfer, Massaker und Folter von Zivilisten.
„Wir alle, die wir uns hier am Ort der Erinnerung an die Gefallenen und Vermissten der Kriege zusammengefunden haben, kennen den Krieg in unserem Land nur von Erzählungen unserer Eltern und Großeltern.“ Heute denken wir besonders an die Kriegstoten und ihre Angehörigen in der Ukraine, der vielen gefallenen Soldaten und getöteten Zivilisten. Unser Mitleid gilt aber auch den getöteten russischen Soldaten, die diesem verbrecherischen Krieg nicht ausweichen konnten – junge Männer, die teils unfreiwillig und mit einer falschen Wahrheit in die Pflicht genommen wurden“, so Dümig. „Nie wieder Krieg!“ sei Mahnung und Auftrag, sich aktiv für den Frieden einzusetzen.
Den geistlichen Teil der Gedenkfeier gestaltete die Wortgottesbeauftragte Dr. Ursula Silber. Sie griff Worte aus dem Lukasevangelium auf, in dem Menschen nach dem Ende der Welt fragten. Jesus beschrieb erschreckende Zeiten mit Krieg und Aufständen, Hungersnöten, Epidemien und dass kein Stein auf dem anderen bleiben werde. (Lukas 21,5-19). Doch er gebe auch Hoffnung: Gott selbst werde kommen in Gestalt des Menschensohnes, der zurechtrückt, richtigstellt und die Unterdrückten befreit. „Wenn dies beginnt: Richtet euch auf und erhebt euer Haupt! Denn eure Befreiung ist nahe!“
Das könne bedeuten, sich nicht entmutigen zu lassen, nach Verbündeten für den Frieden Ausschau zu halten, sich um Verständigung zu bemühen und vor allem auf Gott zu schauen, dem es nicht egal sei, was mit seinen Menschenkindern passiere. Der Glaube an ihn schenke Kraft zum Handeln.
In zahlreichen Fürbitten beteten die Anwesenden für die Opfer von Kriegen und Gewalt in Deutschland, Europa und weltweit. Fahnenabordnungen der Sailaufer Ortsvereine hatten auf den Stufen vor dem historischen Friedhofsportal Aufstellung genommen. Der Musikverein umrahmte die Feier mit passenden Chorälen. Danach trafen sich die Mitglieder der Vereine und des Gemeinderates zum Frühschoppen im Gasthaus zur Traube.
Text: Susanne Mahlmeister
Fotos: Hans-Peter Müller