Im Interview beschreibt Frau Silber (47) ihre Motivation und nennt einige Einsatzmöglichkeiten für Wortgottesdienstleiter und –leiterinnen in der Gemeinde. Die Fragen stellte Susanne Mahlmeister.
Liebe Frau Silber, Sie arbeiten als Diplomtheologin und Bildungsreferentin im Tagungshaus der Diözese in Schmerlenbach. Ehrenamtlich bringen Sie sich bereits in vielfältiger Weise in der Pfarrei Sailauf ein: in der Liturgie, in der Bibelarbeit – auch mit Kindern – und neuerdings in der Kirchenverwaltung. Zudem gehören Sie dem Vorstand des Sailaufer Johanniszweigvereins an. Nun beginnen Sie pfarreiübergreifend ihren Dienst als Gottesdienstbeauftragte. Danke, dass Sie sich bereit erklären, dazu einige Fragen zu beantworten!
Wie kam es, dass Sie künftig als Gottesdienstbeauftragte in unserer Pfarreiengemeinschaft tätig sein werden?
Ich habe Theologie studiert, anschließend einige Jahre an der Universität als Assistentin gearbeitet und promoviert, aber keine pastorale Ausbildung absolviert (weil die Diözese Würzburg damals keine Frauen und Männer aus anderen Diözesen zugelassen hat). So habe ich nie eine offizielle kirchliche Beauftragung für einen Dienst erhalten, obwohl ich in Absprache mit den jeweiligen Hauptamtlichen und der Diözesanleitung vieles schon lange gemacht habe. Nun hatte ich „dienstlich“ bereits zum zweiten Mal einen Kurs für Gottesdienstbeauftragte in Schmerlenbach zu leiten – da lag es nahe zu beantragen, dass auch ich am Ende mit den anderen zusammen beauftragt werde.
Wer beauftragte Sie dazu?
Die offizielle Urkunde der Beauftragung, die jeweils auf fünf Jahre ausgestellt wird, hat der Bischof unterschrieben. Für die feierliche Beauftragung vor Ort in Schmerlenbach ist dann stellvertretend Herr Domkapitular Dr. Helmut Gabel gekommen; auch der für die Gottesdienstbeauftragten im Bistum zuständige Liturgiereferent Bernhard Hopf war beteiligt.
Was motiviert Sie, diesen Dienst zu übernehmen?
Ich wünsche mir, dass dies ein Schritt nicht nur zu einer gesicherten “Notversorgung”, sondern insgesamt zu einer größeren Vielfalt und Lebendigkeit, zu “Teamwork” und Partizipation in der Liturgie unserer Gemeinde führt, damit sie immer wieder neu im Zusammenwirken all ihrer Glieder der “Leib Christi” in der Welt sein kann, um wie er die Liebe Gottes zu den Menschen zu bringen.
Welche liturgischen Aufgaben darf ein/e Gottesdienstbeauftragte grundsätzlich erfüllen, welche nicht?
„Gottesdienst“ ist ja viel mehr als die Messe am Sonntag (oder Werktag). Bei allen Formen der Liturgie – auch der Eucharistie – können Gottesdienstbeauftrage natürlich gut einbezogen werden und mitarbeiten, in der Vorbereitung oder durch die Übernahme bestimmter Elemente und Dienste. Auch bei Prozessionen, Wallfahrten, Wortgottesdiensten in Schule oder Kindergarten etc. ist es immer hilfreich, wenn gut ausgebildete Frauen und Männer beteiligt werden können, selbst wenn ein Priester dabei ist – aber die meisten dieser Gottesdienstformen, die keine Eucharistie einschließen, könnten Gottesdienstbeauftragte auch halten. Sogar Segnungsfeiern sind möglich – Adventskränze und Martinswecken, aber auch ein neuer Rettungswagen oder Verliebte am Valentinstag!
Wissen Sie schon, mit welchen Wortgottesdiensten bzw. liturgischen Feiern sie in unserer PG künftig betraut werden?
Nein.
Ich denke, dass ich meine Kompetenz und mein Engagement weiterhin in die Gottesdienste für Kinder und ihre Eltern an Weihnachten und Ostern einbringen werde – mehr ist noch nicht abgesprochen.
Wie sehen Sie die Zukunft dieses Dienstes in der Diözese Würzburg? Wird es Wortgottesdienste auch am Sonntagmorgen geben?
Ja, die gibt es ja bereits – in anderen Pfarreiengemeinschaften ist das bereits die Regel, auch in unserer Nachbarschaft in Laufach war das jahrelang schon so, im Wechsel mit Eucharistiefeiern.
Lange wurden Gottesdienstbeauftragte vor allem gewünscht und ausgebildet, um am Sonntag (oder auch werktags) die Eucharistiefeier in der Gemeinde ersetzen zu können, falls kein Priester da sein kann. Diese „Notversorgung“ ist oft wirklich notwendig und hilft, dass die Gemeinde vor Ort sich versammeln, miteinander beten, das Wort Gottes hören und Liturgie feiern kann.
Wenn dieser Dienst und diese Gottesdienstform langfristig geplant und gut eingeführt ist, wird sie ein Stück Normalität und kann den Blick öffnen für die Vielfalt der Möglichkeiten in der Liturgie. Schwierig wird es für alle Beteiligten, wenn der „Ersatzdienst“ am Sonntag davon abhängig gemacht wird, ob vielleicht doch noch ein Priester zu finden ist, und die Gottesdienstbeauftragten manchmal kurzfristig noch weggeschickt werden, weil sie nicht mehr benötigt werden. Dann entsteht erst recht der Eindruck eines minderwertigen Ersatzes.
Welche Perspektive sehen Sie diesbezüglich für unsere Pfarreiengemeinschaft?
Ich fände es schön und auch konstruktiv für die Arbeit, wenn sich in der Pfarreiengemeinschaft noch einige Frauen und Männer für diesen Dienst interessieren und beauftragen lassen würden. Bei Bedarf wird gern auch wieder ein Ausbildungskurs in Schmerlenbach eingerichtet!
Liebe Frau Silber, ich danke Ihnen ganz herzlich für das Gespräch und wünsche Ihnen im Namen aller Mitchristen unserer Pfarreiengemeinschaft St. Vitus im Vorspessart alles Gute, Freude an Ihrem Dienst und Gottes Segen.