Würzburg (POW) „Wir leben im Bistum Würzburg aktuell über unsere finanziellen Möglichkeiten hinaus.“ Das hat Dr. Michael Wolf, Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken, in seinem ersten „Bericht zur Lage“ betont. Ausdrücklich dankte er Generalvikar Thomas Keßler, dem kommissarischen Finanzdirektor Andreas Hammer und Stefan Lanig für ihren Einsatz. Das Trio erläuterte am Freitagabend, 22. März, bei der Frühjahrsvollversammlung im Würzburger Exerzitienhaus Himmelspforten den Mitglieder des höchsten Laiengremiums im Bistum den Haushaltsplan 2019.
Keßler hob hervor, dass Bischof Dr. Franz Jung die entscheidenden Weichenstellungen für die künftigen Schwerpunkte des Bistums in diesem Jahr gemeinsam mit den zuständigen Gremien vornehmen werde. „Der jetzige Haushaltsplan, der im vergangenen Jahr für das laufende Jahr 2019 aufgestellt wurde, kann die endgültige Schwerpunktsetzung dieses Jahres noch nicht berücksichtigen, sondern muss sie unter anderem durch vorsichtige, ressourcenschonende Planung ermöglichen.“ Der Generalvikar verteidigte, dass durch externe Berater zum Beispiel für Fragen des Finanzwesens und der guten Behördenführung sowie des Einhaltens externer wie interner Regeln derzeit Mehrkosten entstünden. Der Mehraufwand belaufe sich insgesamt auf maximal eine Million Euro, sei aber gut investiert, weil dadurch die Mitarbeiter des Bischöflichen Ordinariats für die aktuellen Herausforderungen ertüchtigt würden.
Hammer kündigte an, dass in der zweiten Jahreshälfte ein Bau-Moratorium in rechtlich verbindlicher Weise in Kraft gesetzt werde. Das betreffe auch den Neubau von Kindertagesstätten, an dem sich die Diözese bislang mit 20 Prozent der Gesamtsumme beteiligt habe. „Wenn man weiß, dass ein durchschnittlicher KiTa-Neubau schnell ein paar Millionen Euro kostet, wird jedem klar, dass wir bei rund katholischen 500 KiTas im Bistum uns zukünftig nicht mehr wie bisher finanziell engagieren können. Wir stellen als Kirche gerne weiterhin die Betriebsgesellschaft“, sagte der kommissarische Finanzdirektor. Er regte an zu überprüfen, welche Aufgaben die Kirche wieder in staatliche Hände zurückgeben könne
Im Bereich des diözesanen Personals werde künftig nicht mehr automatisch jede frei werdende Stelle wieder besetzt werden können, erklärte der Generalvikar. „Im pastoralen Bereich ist die altersbedingte Personalabschmelzung nicht durch Nachwuchs auffüllbar.“ Hier verläuft nach den Worten von Domkapitular Christoph Warmuth, stellvertretender Leiter der Hauptabteilung Seelsorge, die Entwicklung parallel zur Zahl der Gläubigen.
Diözesanratsvorsitzender Wolf drängte in seinem Bericht zur Lage darauf zu klären, welche Rolle die katholische Kirche künftig in der Gesellschaft spielen wolle. „Die Zielfindung ist aus meiner Sicht kein Prozess, der im bischöflichen Ordinariat alleine ablaufen kann und dann der interessierten Öffentlichkeit verkündet wird.“ Vielmehr gelte es, die Ziele in enger Zusammenarbeit mit der Basis zu erarbeiten. „Eine Mitarbeit an der strategischen (was bringt uns langfristig nach vorne) und operativen (Tagesgeschäft) Zielfindung bindet uns natürlich auch in die Verantwortung ein, und diese Verantwortung sind wir bereit zu tragen“, betonte Wolf. Er warb für klare Prozesse und Verantwortlichkeiten und eine kontinuierliche Überwachung und Steuerung. „Je größer das Schiff und je größer die Abweichung vom gewünschten Kurs, desto mehr Kraft wird für die Kursänderung benötigt.“
Auch die Planungen für die Pastoral der Zukunft stehe im Zeichen der aktuellen finanziellen Herausforderungen, sagte der Wolf weiter. Die Anpassung der Struktur müsse aber transparent und unter Mitwirkung der Betroffenen geschehen. Die immer kleiner werdende Zahl von Priestern werde nicht in der Lage sein, Leitung in der gewohnten Form sinnvoll in einer großen Fläche auszuüben. Wolf regte daher an, das Modell von Pfarrbeauftragten neu aufzulegen, die verantwortlich in Zusammenarbeit mit einem Priester als Moderator Gemeindeleitung übernehmen. „Wir werden über Leitungsformen und -teams nachdenken müssen, in denen Ehrenamtliche in relevantem Umfang Verantwortung übernehmen müssen.“ Diese dürften dann aber weder überfordert noch unterschätzt werden.
Mit Blick auf die Fälle von sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche zeigte Diözesanratsvorsitzender Wolf sich zufrieden, dass das Bistum Würzburg mit der Staatsanwaltschaft kooperiere. Zugleich kritisierte er, dass einige Bischöfe sich bis vor Kurzem nicht ausreichend den Fragen nach „begünstigenden Faktoren“ gestellt hätten. „Wenn Kardinal Marx zusichert, dass alles getan wird, die Vorkommnisse aufzuklären und konsequent weiterzugehen, so erwarte ich auch greifbare Beschlüsse und deren umgehende Umsetzung.“ Gründe, die zu Missbrauch geführt hätten oder diesen auch nur begünstigten, müssten konsequent und nachhaltig abgestellt werden – „auch wenn dabei viele Amtsträger die eigene Lebensentscheidung werden hinterfragen müssen“. Zudem forderte Wolf, das Kirchenrecht müsse „Strafvereitlung im Amt“ strafbar machen.
Kritik übte Wolf auch am Eingriff in die menschliche Keimbahn, mit dem der chinesische Wissenschaftler ein Zwillingspärchen gegen HIV immun gemacht haben will. „Ich bin der Meinung, dass wir uns alle um eine ethische Einschätzung der Möglichkeiten bemühen müssen. Chancen müssen genutzt werden, Eingriffe in das menschliche Leben und das ‚Maßschneidern‘ menschlicher Wesen müssen verhindert werden.“ Es dürfe keine Frage des Geldes sein, ob Kinder besondere Eigenschaften mit auf den Lebensweg bekämen. Noch dürfe sich eine Unterscheidung der Gesellschaft in die „Besseren“ und die „Unwerten“ auftun. „Wohin so etwas führen kann, haben wir in unserer Geschichte leidvoll erfahren müssen.“
Christof Gawronski stellte das Projekt LIMIT25 vor. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Energietechnik (IfE) der Technischen Hochschule Amberg-Weiden sind die Kirchenstiftungen eingeladen, bis zur Jahresmitte die Energiedaten ihrer Gebäude zusammenzutragen. Die Teilnehmer erhalten dann einen Gebäudesteckbrief mit einer Einschätzung der Verbräuche und sinnvollen Maßnahmen im nicht- bis geringinvestiven Bereich. LIMIT25 helfe, Energiekosten zu senken und letztlich auch die Schöpfung zu bewahren, warb Gawronski.
Von einer Projektfahrt nach Albanien mit Renovabis, dem Osteuropa-Hilfswerk der Katholischen Kirche, berichtete Peter Dörr (und Pfarrer Klaus Öhrlein). Er schilderte Herausforderungen wie das geringe durchschnittliche Monatseinkommen der Menschen in Höhe von rund 150 Euro. Zugleich hob er das vielfältige soziale Engagement der katholischen Kirche für alle Menschen und das friedvolle Miteinander von Muslimen und Christen hervor.
Lucia Stamm berichtete vom Besuch einer Delegation des Diözesanrats im tansanischen Partnerbistum Mbinga. Dorthin bestünden bereits vielfältige Kontakte von Verbänden, Schulen und Pfarreien. Die Kontakte zum Diözesanrat von Mbinga und der Austausch der Laienvertreter der beiden Bistümer könne in Zukunft leichter gepflegt werden – mit einem Internet-PC, einem Gastgeschenk der deutschen Delegation.
Markus Hauck, (POW)