PG Vorspessart
Gemeindeentwicklung – Seelsorgeteam und Pfarrgemeinderäte unserer Pfarreiengemeinschaft trafen sich zu einem Informationsabend am 17. Juli 2013 im Sämenhof. Zum Thema „Ein gemeinsamer Pfarrgemeinderat für die ganze Pfarreiengemeinschaft?“ gab Pastoralreferent Andreas Bergmann (Schmerlenbach) viele wertvolle Denkanstöße.

Kirche und ihre Strukturen sind im Wandel begriffen. Das führte zur Bildung von Pfarreiengemeinschaften im Bistum Würzburg ab 2006. Unsere PG St. Vitus im Vorspessart wurde im Frühjahr 2010 offiziell errichtet. Im Hinblick auf die bevorstehende Pfarrgemeinderatswahl im Februar 2014 trafen sich die Verantwortlichen unserer Gemeinden, um über verschiedene Modelle zu diskutieren, wie künftig Kirche vor Ort gemeinsam gestaltet werden kann.

Man entschloss sich, einen erfahrenen Referenten der Diözese zu Rate zu ziehen: Andreas Bergmann arbeitet als Pastoralreferent in Sulzbach und auch als Bildungsreferent am Tagungshaus Schmerlenbach. Auf unkomplizierte Weise verstand er es, seine Zuhörer zu einer Standortbestimmung zu führen und sie über Möglichkeiten künftiger effektiver Zusammenarbeit zu informieren. Eine Meinungsbildung konnte somit in Gang kommen, denn schließlich soll am Klausurtag aller Pfarrgemeinderäte im Oktober 2013 eine Entscheidung darüber fallen.

Zur Wahl stehen zwei Modelle: das bisherige mit jeweils einem eigenen Pfarrgemeinderat auf Pfarreiebene und einem übergeordneten „Gemeinsamen Ausschuss“ (Modell A) oder ein „Gemeinsamer Pfarrgemeinderat" auf Pfarreiengemeinschaftsebene mit einzelnen „Ortsausschüssen“ in den Gemeinden (Modell B).

Mit viel Fingerspitzengefühl gelang es dem Referenten, bei den Teilnehmern erste Vorbehalte und eventuelle Spannungen herauszunehmen: „Sehen sie das Thema zunächst aus der Distanz, gehen Sie mit Offenheit an die Sache heran!“ Verfehlt wäre es, so Bergmann, die beiden Modelle polarisierend zu betrachten.

 vergrößernInformationsabend der Pfarrgemeinderäte der Pfarreiengemeinschaft St. Vitus im Vorspessart am 17. 07. 2013 mit Past.Ref. Andreas Bergmann
 Susanne Mahlmeister

In einem prägnanten Überblick per Powerpointpräsentation konnten sich die Räte nochmals über das Selbstverständnis des Gremiums Pfarrgemeinderat Gedanken machen, das im II. Vatikanischen Konzil grundgelegt ist. Aufgaben und Ziele bestehen darin, die apostolische Tätigkeit der Kirche vor Ort zu unterstützen und die Zusammenarbeit in den Pfarreien zu koordinieren. Ein Pfarrgemeinderat ist, so beschreibt es das Papier der Würzburger Synode (1970 – 1975) und auch die Satzung der Pfarrgemeinderäte im Bistum Würzburg von 2008 eben nicht nur ein Helferkreis, sondern eine feste Einrichtung, in der getaufte und gefirmte Christen Mitverantwortung in der Pfarrgemeinde wahrnehmen.

„Entscheiden Sie sich für einen Anzug, der zu Ihnen passt“, riet Bergmann den Zuhörern. Jedes Modell lasse verschiedenste kreative Möglichkeiten zu, wie Kirche vor Ort ansprechend gestaltet werden könne. „Sehen Sie Ihr Gremium als Ideenwerkstatt, mutige Schritte zu tun, um den Menschen bei ihrer Suche nach Antworten zu helfen.“

 vergrößernInformationsabend der Pfarrgemeinderäte der Pfarreiengemeinschaft St. Vitus im Vorspessart am 17. 07. 2013 Susanne Mahlmeister

Zurzeit gibt es laut Bergmann im Bistum Würzburg 140 Pfarreiengemeinschaften. Davon haben 130 eigene PGRs in ihren einzelnen Gemeinden, und 10, vorwiegend in städtischen Bereichen, bereits einen Gemeinsamen PGR.  Doch sollte ein gemeinsamer PGR künftig zum Normalfall werden – so wollen es zumindest die Richtlinien der Diözese.

Entscheide man sich für Modell A, in der jede Gemeinde einen eigenen PGR hat, so sei es geboten, sich im Gemeinsamen Ausschuss und in Vollversammlungen pfarreiübergreifend zu vernetzen, um die vier Grundvollzüge der Kirche (Gemeinschaft, Diakonie, Liturgie und Verkündigung) gemeinsam verwirklichen zu können und sich dabei gegenseitig zu unterstützen: „Jede Pfarrei muss nicht alles allein leisten können, jede hat ihre Stärken, die sie an andere weitergeben kann.“ so Bergmann.

Würde die Entscheidung auf Modell B fallen, so sollte der „Gemeinsame PGR“ darauf bedacht sein, eine Kirche „mit Gesicht vor Ort“ zu aufzubauen und dabei eng mit den gebildeten Ortsausschüssen in Verbindung bleiben. Diese kümmerten sich dann um die konkrete Umsetzung.

Angeregt diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer – der Anteil von Frauen und Männern hielt sich erfreulicherweise nahezu die Waage – mit dem Referenten, der seinen Vortrag immer wieder mit lebendigen Beispielen aus der Praxis auflockerte, über das Für und Wider der Modelle. Er konnte geäußerte Bedenken und Befürchtungen, evtl. „etwas vor Ort weggenommen zu bekommen“ zerstreuen und Handlungsmöglichkeiten aufzeigen, z.B. bei der Frage nach Familien- und Jugendarbeit, das Zugehen auf Alleinerziehende oder die Einführung von Wortgottesfeiern.

Zusammenarbeit, so Bergmann sei immer als Bereicherung zu sehen, Synergieeffekte sollten genutzt werden: „Wenn Dinge auf eine gemeinsame Ebene wandern, dann ist das gut.“ bekräftigte er. „Das Profil eines Pfarrgemeinderates hängt nicht vom Modell ab. Entwicklungsarbeit ist in einer Pfarrgemeinde immer zu leisten, um den Verkündigungsauftrag Jesu Christi zu erfüllen.“ fasste der Referent die Erkenntnis des Abends zusammen. Er dankte allen für ihr Interesse und wünschte eine gute Entscheidung und Gottes Segen auf dem weiteren Weg. Mit einem herzlichen Applaus bedankten sich die Anwesenden bei ihm.

 vergrößernInformationsabend der Pfarrgemeinderäte am 17. 07. 2013 - Dank von Pfarrer Uwe Schüller an Andreas Bergmann
 Susanne Mahlmeister

Pfarrer Uwe Schüller zeigte sich sehr erfreut über die „gute Resonanz“ des Abends und dankte Herrn Bergmann mit einem Präsent. Ihm sei es als Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft sehr wichtig, dass die Entscheidung, wie immer sie ausfalle, schließlich von allen gut mitgetragen werde. „Wir sind alle Gesendete, die die Menschen in unseren Gemeinden hin zu einem lebendigen Glauben begleiten wollen. Das ist eine ständige Herausforderung.“

Zum Klausurtag am 18. und 19. Oktober sprach Pfarrer Schüller an alle Pfarrgemeinderäte eine herzliche Einladung aus und verabschiedete sie in die Sommerpause und eine erholsame Urlaubszeit.

Susanne Mahlmeister

 

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