PG Vorspessart
Zum Weihnachtsfest sendet Pfarrer Uwe Schüller ein Grußwort an alle Mitchristen unserer Pfarreiengemeinschaft.

Einige Zeit vor dem Heiligen Abend wird sie aufgebaut, die Darstellung der Herbergssuche in der Feldkahler Kirche.

Meist im alpenländischen Raum, aber auch des Öfteren in unserer Gegend ist die Tradition des Frauentragens oder auch der sogenannten Herbergssuche bekannt. Während der gesamten Adventszeit wird ein Bild Mariens, der Heiligen Familie oder eine Darstellung der schwangeren Maria, wie sie auf einem Esel reitend von Josef geführt wird, von Haus zu Haus getragen. Immer für eine gewisse Zeit, mindestens für eine Nacht bleibt diese Darstellung im jeweiligen Haus, und die Familie versammelt sich um das Bild, zündet Kerzen an, hört Musik, liest aus der Bibel vor, betet miteinander oder betrachtet einfach nur.

Ein wunderbarer Brauch, der ein Dorf miteinander verbindet, der Gemeinschaft fördert. Ein Brauch, der Jung und Alt, der den Familien und den Alleinlebenden sagen will: Bei dir sucht Gott eine Herberge, ein Zuhause, du bist ihm wichtig und du bist es ihm wert, dass er bei dir einzieht und Wohnung nimmt.

„Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden.“ (Joh 1,12a)

Die Botschaft dabei ist:  Gott will ein Gott mit uns und für uns sein. Er will uns nahe sein, will unser Vater, Wegbegleiter und Bruder, unser Erlöser und Heiland sein. Er möchte Heimat und Wohnung bei uns nehmen, er will ein Teil unserer Lebensgeschichte werden.

Eine Liebesgeschichte beginnt an Weihnachten. Gott und die Menschen werden zu Freunden. Eine Liebesgeschichte, die aber auch herausfordert. Ihm sein Herz zu öffnen und ihm Wohnung zu schenken geht nur mit unseren Mitmenschen. Wir können für Gott nicht unser Herz öffnen und gleichzeitig die Tür vor der Nase unseres Bruders, unserer Schwester zuschlagen. Ich denke jetzt an die vielen Flüchtlinge, an die Kinder, die aus anderen Ländern bei uns anklopfen. Ich denke aber auch an die vielen Menschen in unserem Land, die sich nicht angenommen, die sich ausgegrenzt, abgestempelt und vergessen fühlen. Und ich denke an die vielen Familien, die im Streit leben, die sich entzweit haben, die sich nicht mehr verstehen, die nicht mehr verzeihen können.

Gott sucht Herberge, er will bei uns zuhause sein und er will durch uns zur Welt kommen. Er klopft leise an. Hoffentlich sind wir zuhause, wenn er kommt, hoffentlich hören wir das leise Anklopfen, hoffentlich sind wir „bei uns“. Hoffentlich haben wir den Mut, ihm aufzutun und ihn einzulassen und die Geduld, ihn kennenzulernen. „Die aus Gott Geborenen sind die Säulen der Welt und die Pfeiler der Kirche“, sagt der Mystiker Johannes Tauler. Die Welt wartet auf sie und die Kirche nicht weniger.

Ihnen und Ihren Lieben ein gesegnetes, frohes und gnadenreiches Weihnachtsfest, sowie ein gutes neues Jahr 2014.

Ihr Pfarrer Uwe Schüller

 

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