Die Tageslesungen im November, die den Weltuntergang beschreiben, muteten düster an, sagte Gemeindereferentin Carmen Maria Bauer. Sie deckten unsere Angst auf, erinnerten an die Grenzen des Weltlichen, um Menschen dazu zu ermahnen, sich ihrer Schuld zu stellen, in die sie vielfach verstrickt seien.
Die Texte seien im wahrsten Sinne des Wortes eine Zu – Mut – ung. Sie wollen Mut machen, denn es ist von der Wiederkunft Christi die Rede (vgl. Markusevangelium 13,24-32). Christus, der die Menschen liebt, der sie nicht allein lässt und sie retten will. „Das ist die große Hoffnung, aus der wir Menschen leben. Er kommt mitten in unser Chaos. Er mutet uns zu, dass wir die Zeichen erkennen und auf die Zukunft mit Gott vertrauen“, so Frau Bauer.
Kriege, Terror, Umweltkatastrophen, die wir in diesen Tagen erleben, könnten im Licht des Glaubens gedeutet werden. Wir alle seien von Gott aufgerufen, als Engel in der Welt Gutes zu bewirken, sich für den Frieden einzusetzen und die Not zu lindern. „Gott gibt der Hoffnung dein Gesicht. Hilf mit und gestalte die Welt! Der Glaube an die Wiederkunft Christi bringt ein Strahlen in unsere Novembertage. Nicht das Ende wartet auf uns, sondern die Vollendung.“
Wegen der Dunkelheit hatte man sich dazu entschlossen, die Gedenkfeier zum Volkstrauertag im Anschluss an den Wortgottesdienst gleich in der Kirche zu begehen – nicht an den beiden Ehrenmalen. In Anwesenheit der Fahnenabordnungen der Ortsvereine, Mitgliedern des Gemeinderates und der Vereine erinnerte Bürgermeister Michael Dümig eindrücklich an das Ende des ersten Weltkrieges vor 100 Jahren, der unsägliches Leid über die Völker gebracht habe. Auch ging er auf den zweiten Weltkrieg als Angiffs- und Vernichtungskrieg ein, der noch mehr Tote forderte.
Das Gedenken an die Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaften sei weiterhin unverzichtbar, so Dümig: „Nur Versöhnung, Kooperation und Verständigung schaffen einen dauerhaften Frieden. Glücklicherweise durften wir in den letzten 70 Jahren die Erfahrung der längsten Friedensperiode in der europäischen Geschichte machen. Diese Errungenschaft müssen wir uns bewusst machen und bewahren. Gerade in den Zeiten, in denen extremer Nationalismus in Europa wieder zunimmt und nationalistische und fremdenfeindliche Parolen in der Öffentlichkeit wieder einen Platz finden und toleriert werden.“
Der Volkstrauertag fordere zum Einsatz für Frieden, Demokratie, Freiheit und Menschenrechte auf. Erinnerung dürfe niemals nur ein Blick zurück sein, sondern beinhalte den Auftrag an uns alle, Gegenwart und Zukunft friedvoll zu gestalten.
Mit dem gemeisamen Friedensgebet von Coventry, das Frau Bauer vortrug, endete die Feierstunde.
Friedensgebet von Coventry - Nagelkreuzgemeinschaft
Entstanden 1940 nach einem Luftangriff und der Zerstörung der Kirche
Alle haben gesündigt und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten. (Römer 3, 23)
Den Hass, der Rasse von Rasse trennt, Volk von Volk, Klasse von Klasse,
Vater, vergib.
Das Streben der Menschen und Völker zu besitzen, was nicht ihr Eigen ist,
Vater, vergib.
Die Besitzgier, die die Arbeit der Menschen ausnutzt und die Erde verwüstet,
Vater, vergib.
Unseren Neid auf das Wohlergehen und Glück der Anderen,
Vater, vergib.
Unsere mangelnde Teilnahme an der Not der Gefangenen, Heimatlosen und Flüchtlinge,
Vater, vergib.
Die Gier, die Frauen, Männer und Kinder entwürdigt und an Leib und Seele missbraucht,
Vater, vergib.
Den Hochmut, der uns verleitet, auf uns selbst zu vertrauen und nicht auf Gott,
Vater, vergib.
Seid untereinander freundlich, herzlich und vergebet einer dem anderen, wie Gott euch vergeben hat in Jesus Christus. (Epheser 4, 32)