PG Vorspessart

Das Vaterunser durchbuchstabieren. Dazu sind sie, liebe Mitchristen, ganz herzlich eingeladen.

Kreuzzeichen

 

Dass wir aufwachen, aufstehen können,

dass wir laufen und sehen können,

dass wir uns hinsetzen, dass wir reden,

dass wir essen und genießen, …

Das nehmen wir täglich als selbstverständlich hin.

Freuen wir uns, dass Gott uns jeden Tag die Kraft und

die Möglichkeit für einen neuen Tag schenkt,

den wir in seinem Namen nun bedenken wollen:

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

 

 

Einstimmung

Wir treten als Geschaffene vor unseren Gott.

Wir danken als Menschen unserem Gott.

Wir beten als Christen zu unserem Gott:

Der mich atmen lässt

bist Du, lebendiger Gott

Der mich leben lässt

bist Du, lebendiger Gott

Der mich schweigen lässt

bist Du, lebendiger Gott

Der mich reden lässt

bist Du, lebendiger Gott

Der mich warten lässt

bist Du, lebendiger Gott

Der mich handeln lässt

bist Du, lebendiger Gott

Der mich wachsen lässt

bist Du, lebendiger Gott

Der mich Mensch sein lässt

bist Du, lebendiger Gott

Der mich atmen lässt

bist Du, lebendiger Gott

                           Anton Rotzetter

 

 

Einführung

„Und führe uns nicht in Versuchung...“

So sprechen und beten wir im Vater Unser.

Führe uns nicht in Versuchung.

Was sind denn eigentlich Versuchungen?

Ich habe mal nachgeschlagen und folgende Erklärung gefunden:

Eine Versuchung ist der Anreiz oder die Verleitung zu einer Handlung,

die reizvoll erscheint, jedoch unzweckmäßig ist,

einer sozialen Norm widerspricht bzw. verboten ist.

Sie kann sich auf alle denkbaren Arten von Tun oder Lassen beziehen.

Die begangene Handlung kann anschließend Reue und Schuldgefühle auslösen.

Die Versuchung kann in dem Gegenstand der Begierde als solchem oder in der Art seiner Präsentation liegen oder durch andere Personen hervorgerufen werden, die durch Verführungskünste in Versuchung führen (z. B. Schmeicheln, Bitten, Anleiten, Anstiftung, Anpreisen, Erwecken von Neugier, Einsatz von Autorität, Erzeugen von Angst, Drohung mit Verlust oder Manipulation).

In Werbung, Marketing und Reklame ist Versuchung ein zentrales Thema: Werbung will Verbraucher dazu bewegen, eine Ware zu erwerben oder einen Vertrag einzugehen.

Im Christentum ist Versuchung der Anreiz, eine Sünde zu begehen.

Kern aller Versuchungen gilt das Beiseiteschieben der Gebote Gottes,

die gegenüber dem Reiz des Begehrten als störend erscheinen.

In der Bibel wird die Versuchung mit dem Bösen in Verbindung gebracht; sie geht insbesondere vom Teufel selbst aus.

Das ist eine Definition für Versuchung.

Aber von was wir uns verführen lassen,

das hat auch immer mit unseren Wünschen, unseren Vorlieben,

unserer persönlichen Situation und unserem sozialen Umfeld zu tun.

Das kann für jede hier etwas ganz anderes sein.

Deshalb darf und muss unsere Frage auch lauten:

Was sind meine Versuchungen?

Von welchen Dingen und Menschen lasse ich mich verführen?

Lassen wir uns kurz Zeit, um darüber nachzudenken …

Biblischer Text

Wir hören aus dem Matthäus-Evangelium:

Dann wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt;

dort sollte er vom Teufel in Versuchung geführt werden.

Als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte,

bekam er Hunger.

Da trat der Versucher an ihn heran und sagte:

Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl,

dass aus diesen Steinen Brot wird.

Er aber antwortete: In der Schrift heißt es:

Der Mensch lebt nicht nur von Brot, sondern von jedem Wort,

das aus Gottes Mund kommt.

Darauf nahm ihn der Teufel mit sich in die Heilige Stadt,

stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm:

Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich hinab;

denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er,

dich auf ihren Händen zu tragen,

damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.

Jesus antwortete ihm: In der Schrift heißt es auch:

Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen.

Wieder nahm ihn der Teufel mit sich und führte ihn

auf einen sehr hohen Berg;

er zeigte ihm alle Reiche der Welt mit ihrer Pracht und sagte zu ihm:

Das alles will ich dir geben,

wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest.

Da sagte Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan!

Denn in der Schrift steht:

Vor dem Herrn, deinem Gott,

sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen.

Darauf ließ der Teufel von ihm ab und es kamen Engel und dienten ihm.

Mt 4,1-11

Deutung

Wir alle kennen diese Bibelstelle aus dem Evangelium.

Jedes Jahr in der Fastenzeit hören wir diesen Ausschnitt wieder.

Jesus geht in die Wüste und fastet.

Auch wir sind seit Aschermittwoch eingeladen zum Fasten.

Was fasten Sie? Und fasten Sie überhaupt?

Als Kind hatte man es leicht,

da wurde automatisch auf Süßigkeiten verzichtet.

Etwas anderes kam uns gar nicht in den Sinn.

Heute ist das mit dem Fasten etwas anders.

Heute ist der Befriff des Fastens viel weiter gefasst.

Da geht es nicht nur um das Essen, das weniger Essen,

sondern auch um das was des Essens,

oder es geht um Fasten von Fernsehen, von Computer,

von Playstation und solchen Dingen.

Oder evtl um Autofasten,

um Fasten von liebgewonnenen Gewohnheiten.

Fasten, das meint ein Verzicht oder ein Aussetzen von den Dingen,

die ich mir angewöhnt habe und die ich sonst immer tue.

Fasten meint sich auch darüber Gedanken zu machen,

wie ich meinen eigenen Begierden und Begehrlichkeiten

die Stirn bieten kann.

Da kann ein Aussetzen mich wieder neu zum Nachdenken bringen,

mir helfen, auch mich und mein Leben mehr in den Blick zu nehmen.

Und das hilft oft auch dabei,

dass ich mir der Versuchungen bewusst werde.

Dass mir bewusst wird,

welche Dinge einen großen Raum in meinem Leben einnehme,

den ich vielleicht einmal überprüfen sollte.

Da werden plötzlich Fernseher zu Heilsbringern,

Computer zu Gefährten.

Und oft erlebe ich es,

dass gerade ältere Menschen den anderen vorwerfen,

dass diese von Computers, Smartphone, Tablets abhängig seien,

aber die es selbst nicht schaffen an einem Abend,

den sie zu Hause verbringen, den Fernseher abzuschalten.

Versuchungen bestehen nicht darin,

dass wir etwas Schlechtes oder Abstoßendes haben wollen.

Sondern sie gaukeln uns vor,

dass wir etwas Wertvolles und Kostbares bekommen.

Bei vielen Menschen zumindest ein Abenteuer,

ein Genuss oder eine Erweiterung von Lebensmöglichkeiten.

Also auf den ersten Blick Erstrebenswertes.

Versuchungen kleiden sich oft trefflich und

sind schon deshalb nicht leicht zu erkennen.

Und was für mich eine Versuchung ist,

das ist vielleicht für jemand anderen etwas Alltägliches.

Und was Sie als Versuchung sehen,

das macht jemand anders ohne nachzufragen und nachzudenken.

Versuchungen als solche zu erkennen und Versuchungen zu widerstehen – das sind ja auch jeden Fall zwei unterschiedliche Dinge.

Und es lohnt auch jetzt noch, zum Ende der Fastenzeit,

denn wir können immer –

jeden Tag –

neu auf unser Leben schauen.

Bitten

Gott, wir möchten viel besitzen,
was unser Leben angenehm macht.
Führe uns, damit wir nicht der Versuchung erliegen
immer mehr haben zu wollen,
– an materiellen Gütern
– an all dem, was unseren Lebenshunger doch nie stillen kann.
Zeige uns im Fasten, worauf wir verzichten können,
um frei zu werden für das, was du uns geben willst.

GL 251 - 1 Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein ...

Gott, wir wollen gut angesehen sein bei den Menschen
oder sogar im Rampenlicht stehen.
Führe uns, damit wir nicht der Versuchung erliegen,
bei den Menschen als etwas Besonderes gelten zu wollen,
– indem wir mit unseren Vorzügen prahlen
– oder indem wir unsere Fähigkeiten zur Schau tragen.
Zeige uns beim Beten, worauf wir verzichten können,
um frei zu werden für das, was du durch uns wirken willst.

     GL 251 - 1 Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein ...

Gott, wir möchten oft Einfluss haben
und unseren Willen durchsetzen.
Führe uns, damit wir nicht der Versuchung erliegen,
über andere bestimmen zu wollen,
– und andere mit unserer Macht zu beherrschen,
– oder die Güter der Erde nur für uns zu gebrauchen.
Zeige uns im solidarischen Teilen, worauf wir verzichten können,
um frei zu werden, damit deine Gerechtigkeit beginnen kann.

GL 251 - 1 Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein ...

Gott, führe du uns,
damit wir nicht der Versuchung erliegen,
sondern erlöse uns von dem Bösen.

Vater Unser

Weil wir uns darauf verlassen können,

dass uns Gott durch jede Versuchung hindurch begleitet,

ja dass er uns vielmehr zum guten Leben hinführt,

deshalb wagen wir auch heute wieder zu sprechen:

       Vater unser im Himmel …

Segen

 

Mit dem Abendsegen von Matthias Claudius beschließen wir unser Abendlob:

So legt euch, Schwestern, Brüder,
in Gottes Namen nieder;
kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns, Gott, mit Strafen
und lass uns ruhig schlafen.
Und unsern kranken Nachbarn auch.

So segne uns der gute Gott:

Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Gelobt sei Jesus Christus.

In Ewigkeit . Amen.

Lied

GL 414 Herr unser Herr

 

Zusammenstellung Gemeindereferentin Carmen Maria Bauer

­