Am Samstag, dem 19. Juni 2021, verstarb Schwester Otmara Strauß vom Orden der Dillinger Franziskanerinnen im Alter von 89 Jahren. Sie leitete 43 Jahre lang den Kindergarten St. Josef in Sailauf. Dafür erhielt sie im Mai 2009 die Ehrenbürgerwürde der Gemeinde Sailauf.
Sr. Otmara ist am 22.08.1931 als Anna Strauß in Walting, Landkreis Eichstätt, geboren worden. Der Vater war Metzger, die Mutter führte den Haushalt. Mit drei Jahren verlor Anna ihre Mutter und kam mit ihren beiden Geschwistern zu den Großeltern, bis der Vater wieder heiratete. Fünf Geschwister kamen noch hinzu, und Anna erlebte eine glückliche Kindheit im Kreis ihrer Familie. Sie besuchte von 1938 – 1946 die Volksschule in Walting und anschließend die Landwirtschaftliche Berufsschule, zunächst in ihrem Heimatort, dann in Haunstetten. Für ein halbes Jahr war sie bei einer Tante in Haunstetten in der Landwirtschaft in Dienst.
Im November 1948 ging sie als Kandidatin nach Dillingen, von wo sie nach vier Monaten als Aushilfe in das Kinderheim Kalzhofen geschickt wurde. Dort entstand offenbar ihr Wunsch, Kindergärtnerin zu werden. Sie besuchte von 1950 – 52 das Kindergärtnerinnen-Seminar in Dillingen. Auch ihrer Ordensberufung folgte sie konsequent: Am 22.09.1953 wurde Sr. Otmara ins Noviziat aufgenommen, am 23.09.1954 legte sie Erstprofess, am 24.08.1958 Profess auf Lebenszeit ab.
Nach ihrer Erstprofess 1954 kam Sr. Otmara nach Sailauf, und Sailauf blieb ihr Wirkungsort, bis sie 2008 ihren Altersruhesitz in Lohr Sendelbach nahm.
Als Sr. Otmara 1954 in der damaligen Kinderbewahranstalt begann, musste sie ganz allein 80 Kinder betreuen. Erst acht Jahre später, nachdem sie an den Stimmbändern erkrankt war, bekam sie eine Helferin zur Seite gestellt. Ab 1968 mussten kleinere Gruppen gebildet werden, und 1974 wurde angebaut. Bis 1997, 43 Jahre lang, setzte Sr. Otmara ihre Kraft im Dienst an den Kindern ein und begleitete als Leiterin die Entwicklung der einstigen Bewahranstalt hin zu einem modernen viergruppigen Kindergarten. Trotz der vielen Arbeit war es für sie immer eine Freude, mit den Kindern zu arbeiten, sie zu fördern und in ihnen die Grundlage für den Glauben zu legen.
Dazu übernahm sie ab 1976 auch die Buchführung für den Johannes-Zweigverein. Für diese Aufgabe hatte sie sich in einem Kurs extra qualifiziert.
Auch für den Konvent trug Sr. Otmara für lange Zeit Leitungsverantwortung, seit 1971 bis zur Auflösung der zuletzt nur noch aus zwei Schwestern bestehenden Gemeinschaft.
Ein großes Anliegen war Sr. Otmara auch der Einsatz in der Pfarrei Sailauf. Sie war Kommunionhelferin und absolvierte 1981 den Kurs zur Leitung von Wort-Gottes-Feiern. Nach ihrem Ausscheiden aus dem Beruf im August 1997 übernahm sie den Mesnerdienst, versorgte die Kirchenwäsche und besuchte alte und kranke Menschen, denen sie die Kommunion brachte.
Im Jahr 2004 feierte sie ihre Goldene Profess (50 Jahre Ordensgelübde) mit Gemeindemitgliedern und Mitschwestern im damaligen Jugendzentrum. 2019 beging sie ihr 65 Ordensjubiläum in Lohr Sendelbach.
Sorgen blieben Sr. Otmara nicht erspart, doch sie mühte sich, alles in den Willen Gottes zu legen, „auch wenn es weh tut“, wie sie einmal schrieb. „Dass wir in Liebe aufeinander zugehen“, war ihr Wunsch für ihre Arbeit im Kindergarten wie für ihr Leben in der Pfarrei und im Konvent. In diesem Sinn ging es ihr zuerst um das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit.
In den letzten Jahren in Sailauf ging es Sr. Otmara gesundheitlich schlechter. Besonders im Herbst litt sie unter Herz- und Atemproblemen. So wurde die Niederlassung in Sailauf am 21.11.2008 aufgelöst, und Sr. Otmara siedelte zusammen mit ihrer Mitschwester M. Hiltraud nach Lohr Sendelbach um.
Bei der offiziellen Abschiedsfeier der (Pfarr-)Gemeinde am 17. Mai 2009 verlieh Bürgermeister Dümig Schwester Otmara die Ehrenbürgerwürde der Gemeinde Sailauf für ihre Lebensleistung, die 43jährige Leitung des Kindergartens St. Josef.
Auch wenn ihre Kräfte zusehends abnahmen, zeigte sie sich immer fröhlich. Sie nahm an den Gruppenangeboten und am gemeinsamen Gebet gerne teil und mochte die persönliche Ansprache. Ihren Mitmenschen zeigte sie ihre Zuneigung.
In Dankbarkeit für das Leben von Sr. Otmara bitten wir um das Gebet für die liebe Verstorbene. Den Angehörigen gilt unsere herzliche Anteilnahme.
Sr. Maria Uttenreuther
mit Sr. Martina Schmidt und den Schwestern des Provinzrates
Fotos: Susanne und Martin Mahlmeister