Jesus wendet sich mit einem Gleichnis an die Hohenpriester und Ältesten des Volkes Israel, um sie zum Nachdenken zu bewegen: Ein Vater beauftragt seine beiden Söhne, im Weinberg zu arbeiten. Die Reaktionen sind unterschiedlich: der erste Sohn stimmt zunächst zu, geht aber nicht. Der zweite lehnt zuerst ab, besinnt sich und erfüllt den Auftrag des Vaters schließlich doch. (Matthäusevangelium 21,28-32)
Mit dieser Bibelstelle verdeutlichte Pfarrer Uwe Schüller das unterschiedliche Verhältnis der Menschen zur Kirche, wie es schon Augustinus zu seiner Zeit beschrieb: „Viele, die drin sind, sind eigentlich draußen. Viele, die draußen sind, sind eigentlich drin.“
vergrößernVorabendmesse in St. Vitus Sailauf am 27.09.2014 mit Pfarrer Uwe Schüller S. MahlmeisterReligion und Glaube seien nicht identisch, gehörten aber zusammen, führte der Pfarrer aus. Menschen, die sich zur Kirche zugehörig fühlen, sich aber nicht um die Vertiefung ihres Glaubens bemühten, sagten oberflächlich ja, doch ihre Antwort ginge nicht ins Blut und sei letztlich ein leeres Wort. Kirche ohne Glauben bleibe bruchstückhaft und museal.
Glaube entstehe im Herzen, das sei an der Reaktion des zweiten Sohnes erkennbar: Seine Weigerung war nicht sein letztes Wort. Sein Nein wandelte sich durch Reue und Nachdenken in ein Ja zum Willen des Vaters. Doch wer Glauben ohne Religionszugehörigkeit, ohne die Gemeinschaft der Kirche ausüben wolle, denke naiv, so der Pfarrer. „Die Kirche ist die Hüterin unseres christlichen Glaubens, sie gibt unserem Glauben ein Fundament, doch sie muss missionarisch tätig werden.“
vergrößernGeh und arbeite heute im Weinberg! (Mt 21,28-32) Martin MahlmeisterDie Konzile hätten im Laufe der jahrhundertelangen Tradition immer wieder über das Wesen des Glaubens gesprochen und um Glaubenswahrheiten gerungen. So habe der Glaube die christliche Religion bereichert und ergänzt. Kirche werde heute oftmals nur als Institution und Dienstleistungsbetrieb wahrgenommen, das sei fatal.
Ausgetretene, die vorgeben, sich an Christus zu halten („Jesus ja – Kirche nein“), lebten widersprüchlich, sagte der Pfarrer. „Religion und Glaube gehören zusammen. Es ist ein Glück, dass es die Kirche gibt. Sie will verkünden, was wir glauben können – nicht müssen! Sie bietet uns den Glauben an Christus als Geschenk an. Wir sollten uns jedoch nicht allein damit begnügen, was die Kirche vorgibt, sondern ihre Botschaft reflektieren und immer wieder ins Heute übersetzen.“
Natürlich sei es jedermanns gutes Recht, nein zur Kirche zu sagen. Doch klar sei auch, dass ein Mensch ohne Glauben, Vertrauen und Licht nicht leben könne. Er wünschte seinen Zuhörern, dass sie überzeugte Ja-Sager werden, die ihren christlichen Glauben bekennen und leben, um anderen, insbesondere ihren Kindern, Antworten auf Sinnfragen geben zu können. „Sonst holen sich unsere Kinder die Antworten woanders – womöglich zum Schaden für andere und uns selbst.“
Die festliche Vorabendmesse in der stimmungsvoll beleuchteten Vituskirche – zur ungewohnten Zeit für die Sailaufer Kirchgänger - wurde musikalisch umrahmt von Organistin Sabine Then an der Truhenorgel.
vergrößernrestaurierte Orgel in Sailauf St. Vitus: neue Prospektpfeifenbemalung nach historischen Vorbildern Martin MahlmeisterDerweil harrt die restaurierte englische Orgel mit 3 Manualen und 26 klingenden Registern ihrer Einweihung entgegen. Einen Termin gibt es derzeit noch nicht. Momentan sind Orgelbauer Martin Karle und seine Mitarbeiter aus Zellingen mit der Intonation der Pfeifen und der Überprüfung der Trakturen beschäftigt. Dann muss sich das Instrument noch „setzen“, d. h., sich von der Temperatur her eine Zeit lang dem Raum anpassen, bevor es nochmals klanglich überprüft wird. „Gut Ding braucht Weile.“ Diese Lebensweisheit gilt auch hier auf der Empore von St. Vitus.
Martin Karle wird seine Arbeit in Text und Bild dokumentieren. Sein Beitrag wird wichtiger Bestandteil der Orgelfestschrift sein, die zurzeit im Entstehen ist.
„Nun saget Dank und lobt den Herren, denn groß ist seine Freundlichkeit, und seine Gnad und Güte währen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Du, Gottes Volk, sollst es verkünden: Groß ist des Herrn Barmherzigkeit; er will sich selbst mit uns verbünden und wird uns tragen durch die Zeit." (GL 385)