Am Donnerstag, dem 24. März 2022, kehrten die Kreuzwegstationen in die Sailaufer Pfarrkirche St. Vitus zurück.
Pünktlich um 10 Uhr fuhr das Firmenauto der „Löwen-Restaurierung“ aus Erlenbach bei Marktheidenfeld vor. Die Holztafeln, die sich seit dem 9. Februar in der Werkstatt befanden, waren sorgfältig in Decken gepackt und wurden ausgeladen.
Nachdem jede Tafel ihrem Platz zugeordnet war, begannen Peter Müller und Kirchenpfleger Simon Mahlmeister, sie wieder an den Eisenhaken in den Wänden aufzuhängen. Dazu war eine große Leiter, Kraft und auch Fingerspitzengefühl notwendig.
Fred Maier vom Förderverein für Heimat- und Geschichte, der die Restaurierung in Auftrag gegeben hat, dokumentierte die Arbeit fotografisch. Finanzielle Zuwendungen erhalte der Verein von der Gemeinde Sailauf, von der Unteren Denkmalschutzbehörde, der Kulturstiftung der Bezirksregierung Unterfranken und von der Kommunalen Allianz Westspessart, so Maier.
Am Ende der Aktion erklärte Philomena Müller von der Geschäftsleitung die Arbeitsschritte, die in der Werkstatt ausgeführt worden waren: „Die Kreuzwegstationen wurden nach einer Reinigung verleimt, die aufstehende und lose Fassung gefestigt und starke Risse ausgespänt.
Risse, Ausbrüche und Fehlstellen in der Fassung wurden mit einem Kreidegrundkitt geschlossen.
Die Retuschen der Farbfassung wurden mit in Dammarfirnis gebundenen Pigmenten ausgeführt und die Fehlstellen an der Vergoldung konnten mit Blattgold in einer Ölvergoldung wieder ergänzt werden.
Abschließend erhielten die Stationen einen dünnen schützenden Firnisüberzug.“
Die Maßnahme sei nötig geworden, da die Heizungsluft den Tafeln, die Ende des 19. Jahrhunderts entstanden seien, sehr zugesetzt und sich sogenannte Schwundrisse gebildet hätten. Seit Herbst 2008 besitzt die St. Vitus-Kirche eine Heizung. Sie wurde bei der letzten Renovierung eingebaut. Was die Kirchenbesucher als angenehm empfinden, schadet oftmals den Kunstwerken. Dazu kommt noch der Kerzenruß, der sich überall absetzt.
Ende der 1980er Jahre, als die St. Vitus-Kirche nach Jahren der Stilllegung umfangreich renoviert wurde, um sie neben der 1971 eingeweihten Auferstehungskirche als Zweitkirche zu nutzen, rückten auch die Kreuzwegstationen in den Blick: Wie Fred Maier berichtet, waren sie irgendwann einmal mit brauner Farbe überstrichen worden und lagerten achtlos im schadhaften Kirchenraum. Damals investierte die Kirchengemeinde 1000,- D-Mark in die Restaurierung der Tafeln, wie in einem Main-Echo Artikel von 1989 zu lesen ist.
So können sich die Sailaufer Kirchenbesucher über einen schönen Kreuzweg freuen, der nun wieder sehr plastisch und farblich brillant wirkt.
Jeder Kreuzweg weist auf das Leiden Christi hin und lädt in 14 Stationen dazu ein, sich in das Leiden Jesu betend zu versenken und seinen Tod am Kreuz als Erlösungswerk für uns Menschen zu erkennen.
Jeden Tag leiden und sterben so viele Menschen an den Folgen von Hass, Gewalt und Kriegen. Christus senkt sich zu ihnen hinab in ihr Leid, steht ihnen bei und wird sie einst erretten und trösten. Das ist unser christlicher Glaube: „Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich. Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.“ (aus der Kreuzwegandacht im Gotteslob Nr. 683)
Text und Fotos: Susanne Mahlmeister
Fotos in der Werkstatt: Thomas Eisert (Förderverein)