In einem geistlichen Wort zu den Kar- und Ostertagen 2020 wendet sich Pfarrer Andreas Reuter an alle Mitchristen der Pfarreiengemeinschaft: Liebe Schwestern und Brüder in Christus, fast täglich erreichen mich E-Mail-Nachrichten mit Vorgaben der Bistumsleitung, wie in diesem Jahr der Gründonnerstag, Karfreitag und die Osternacht gefeiert werden sollen.
Hieß es zunächst: nur der Pfarrer stellvertretend für die Gemeinde, so lautet jetzt die Vorgabe: jeder Pfarrer mit einem handverlesenen Kreis von höchsten fünf Personen – beides hinter verschlossenen Kirchentüren. Diese Vorgaben sind für mich als Leiter der Gemeinden und als Vorsteher ihrer gottesdienstlichen Versammlung unbefriedigend. Denn nach dem Zeugnis des Hebräerbriefs gibt es nur einen (Hohe-)Priester, Christus Jesus. Er bringt auch und gerade in dieser ungewöhnlichen Zeit stellvertretend für uns alle, die wir vertrauensvoll Zuflucht im Gebet nehmen, unsere Bitten vor Gott (vgl. 4, 14 – 5, 10).
Gewiss! Das diesjährige Osterfest wird ein denkwürdiges Ereignis, denn auch für mich als Ihr Pfarrer ist es etwas noch nicht Dagewesenes. So wird uns etwa dieses Ostern auch in Erinnerung bleiben, weil wir uns gerade am Abend des Gründonnerstags, am Nachmittag des Karfreitags und am Ostersonntag nicht zur gemeinsamen Feier in der Kirche versammeln können. Dennoch dürfen wir uns untereinander im Gebet verbunden erleben. Daher möchte ich Sie herzlich einladen, Ostern 2020 als Hausgemeinschaft oder als Alleinstehende zu feiern. Den bestehenden Ausgangsbeschränkungen geschuldet wird mein Platz in der Pfarrkirche Laufach sein.
Gründonnerstag: Um 19 Uhr erinnern uns die Glocken daran – sich wenn möglich als Hausgemeinschaft zusammenzusetzen –, die Zweite Lesung (1 Korinther 11, 23–26) der Abendmahlsmesse zu lesen, ein Vaterunser zu sprechen und Brot und Wein (für die Kinder Saft) als Agape-Mahl zu teilen. Anschließend beten wir in Verbundenheit mit allen an diesem Abend Versammelten die Ölbergandacht am Gründonnerstag Nr. 702 im «Gotteslob».
Karfreitag: Wie gewohnt, schweigen an diesem Tag die Glocken. Dennoch finden wir uns in den Häusern und Wohnungen um 15 Uhr ein, um gemeinsam mit allen an diesem Nachmittag Versammelten die Kreuzwegandacht Nr. 683 im «Gotteslob» zu beten.
Osternacht / Ostersonntag: Nachdem ich in der Kirche die Osterkerze bereitet und entzündet habe, läuten um 22 Uhr die Glocken. Sie sind nun eingeladen, zu Hause ebenso eine (Oster-)Kerze zu entzünden und im «Gotteslob» zusammen mit allen in dieser Nacht Versammelten das Abendlob Nr. 659 zu beten. Es ist sinnvoll, die darin vorgeschlagene Schriftlesung (Nr. 661, 4) durch das Evangelium der Osternacht (Matthäus 28, 1–10) zu ersetzen.
Wenn Sie (etwa als Familie mit Kindern) die Osternacht nicht mitfeiern können, so lade ich dazu ein, am Ostersonntag zu Hause die Dank- und Segensfeier Nr. 27 im «Gotteslob» zu beten. Dabei dürfen Sie statt der Schriftlesung (Nr. 27, 5) das Evangelium der Osternacht (siehe oben) lesen und mit dem Gebet (Nr. 27 C) die Osterspeisen segnen, um sie dann (gemeinsam) zu verzehren.
Die Verantwortlichen wurden gebeten, die Osterkerze in den Pfarr- und Filialkirchen unserer Pfarreiengemeinschaften am Ostersonntag und Ostermontag ganztägig brennen zu lassen. So haben Sie die Möglichkeit – unter Beachtung der Versammlungsbeschränkungen (max. 2 haushaltsfremde Personen) und Abstandsregeln –, sich anstatt des Osterwassers das gesegnete Licht der Osterkerze nach Hause zu holen. Bitte bringen Sie dazu aus Gründen der Handhygiene Kerze und Streichholz selbst mit.
Liebe Mitfeiernde in Laufach-Frohnhofen und Hain im Spessart, in Sailauf und Eichenberg, Rottenberg und Feldkahl, der Glaube an Tod und Auferstehung besagt nicht: Wir Christen glauben an das Unmögliche. Stattdessen halten wir das Mögliche nicht (länger) für unmöglich. So halte ich es auch für möglich, dass die zuversichtlich stimmenden Gesten der Mitmenschlichkeit, die wir gerade jetzt alltäglich erleben, unser Miteinander nachhaltig prägen werden. Darüber hinaus halte ich es für möglich, dass wir künftig in erster Linie Dankbarkeit dafür verspüren, uns als gottesdienstliche Gemeinde in Christi Namen überhaupt versammeln zu können. Nicht zuletzt halte ich es für möglich, dass so mancher Unmut etwa gegenüber diejenigen, die im öffentlichen Leben für uns Verantwortung und Sorge tragen, sich zu einem wohlwollenden und besseren Verständnis wandelt.
Diese Tage und Wochen rufen vielleicht nicht nur mir allein eine Lebensweisheit ins Gedächtnis: Was man doch eigentlich erwarten kann oder meint, gerade jetzt zu brauchen, erscheint nun, wo wir es vermissen oder nicht nutzen können, in einem neuen, österlichen Licht. Dieses Licht stärkt uns mit Strahlkraft des auferstandenen Christus, die zu Gottvertrauen, Hoffnung und Zuversicht bewegt. Es weckt in uns Lebenskräfte wie der knospende Frühling in der Schöpfung. Und es wärmt uns am gedeckten Tisch der Sehnsucht nach Begegnung und des brennenden Herzens. So wünsche ich Ihnen und mir die Nähe des gekreuzigten und auferstandenen Herrn, die ER uns schenkt. Ich erbitte uns seinen Geist der Liebe, den ER uns einhaucht, seinen Trost, den ER uns ins Herz legt, seinen Sieg des unzerstörbaren ewigen Lebens, den ER mit uns teilt, und seinen Frieden, den ER uns zuspricht.
Ihnen allen von Herzen ein gesegnetes Osterfest – für das Seelsorgeteam
Ihr Andreas Reuter, Pfarrer