Während seines Sabbatjahres von Oktober 2017 bis Oktober 2018 reiste er die ersten zehn Monate durch Indien, wo er Predigten hielt, Interviews gab und theologische sowie kirchenrechtliche Fortbildungen für Priester und Ordensleute durchführte. Die letzten beiden Monate verbringt er in einigen europäischen Ländern.
Seine große Liebe gilt der Bibel: „I fell in love with scripture but I married canon law.“ sagt er, was so viel bedeutet, wie dass er die biblischen Schriften liebt, jedoch Kirchenrecht studierte und lehrt - auf Wunsch des Priesterseminars in Bangalore. Mittlerweile übt er dort seine Lehrtätigkeit als Professor für Kirchenrecht seit fast 29 Jahren aus.
Der 57- jährige Geistliche wurde 1986 in seiner Heimatdiözese Pondicherry zum Priester geweiht, kam 1990 nach Bangalore, wo er seinen Master in Kirchenrecht erlangte. 1992 nahm er seine Lehrtätigkeit am St. Peter’s Pontifical Seminary auf, studierte weitere zwei Jahre in Rom, wo er promovierte. Im Jahr 1994 wurde er habilitiert.
Seit dieser Zeit hat der charismatische Professor mehr als 1500 Priesteramtskandidaten und zahlreiche Ordensleute ausgebildet, fünf davon erlangten sogar die Bischofswürde. Eine Tatsache, die ihn stolz und froh macht-
Verantwortungsvolle Ämter
Prof. Rayappan bekleidete im Laufe der Jahre zusätzlich verschiedene Ämter:
Vier Jahre war er President oft Canon Law Society of India – Präsident der Gesellschaft für Kirchenrecht Indiens und arbeitete als Richter des erzbischöflichen Gerichtes in Pondicherry.
Sechs Jahre wirkte er als Vizeregens (stellvertretender Leiter) des St. Peter’s Pontifical Seminary (Priesterseminar) in Bangalore und sieben Jahre als President des St. Peter’s Pontifical Institute in Bangalore.
Zudem war er acht Jahre Sekretär der Kommission für Kirchenrecht der indischen katholischen Bischofskonferenz.
All diese Ämter übte er zusätzlich zu seiner Lehrtätigkeit aus. Zurzeit hat er kein besonderes Amt inne, sondern konzentriert sich auf seine Kernaufgaben in Lehre und Forschung des Kirchenrechts und die Begleitung der ihm anvertrauten Studenten.
Die ganze Bibel auf Tamil
vergrößernArulselvam Rayappan: CD : die Bibel in tamilischer Sprache zum Anhören Arulselvam RayappanSein Lebensprojekt, dem er sich seit Jahren mit Hingabe widmet, ist die Verkündigung des Wortes Gottes durch die Bibel. Ihre 73 Bücher hat er in seiner Muttersprache Tamil auf CD gesprochen. Audiofiles sind auch im Internet abrufbar. So kamen 126 Stunden zum Anhören zusammen. Für das Projekt brauchte Professor Arulselvam Rayappan nach eigenen Angaben mehr als 3000 Stunden.
„Menschen aus Indien, Malaysia, Singapur und Sri Lanka können die Texte der Bibel anhören. Gott hat mir eine gute, klare Stimme gegeben, die ich für die Verbreitung der Bibel einsetzen möchte. Kein tamilischer Katholik soll sagen, dass er die Bibel nicht kennt“, beschreibt der Priester seine Motivation.
Die CD kostet umgerechnet rund einen Euro. Wer das nicht aufbringen kann, bekommt sie geschenkt – in der Hoffnung, dass andere Wohltäter das Bibelprojekt durch Spenden mitfinanzieren.
In Englisch hat er zudem das Stundengebet der Kirche für jeden der 365 Tage laut vorgelesen und als Audioaufnahmen für Priester- und Ordensleute und Interessierte bereitgestellt. Dazu die Lesungen für 186 Heiligengedenktage. Untermalt werden die Texte mit passender Hintergrundmusik. Viele Geistliche, die aus Zeitmangel nicht mehr zum pflichtgemäßen Studieren ihres Breviers kommen, sollen durch das Anhören während ihres Tagesablaufes dadurch etwas Erleichterung erfahren, denn die Vertiefung des Glaubens durch das Gebet sei unverzichtbar, so Arulselvam Rayappan.
Sendeplätze im Fernsehen
Der Professor für Kirchenrecht ist ein gefragter Gesprächspartner. Im tamilisch-katholischen Fernsehen Madha TV, dessen Inhalte in der Verantwortung der tamilischen Bischöfe liegen, gibt er regelmäßig dienstags um 9:00 Uhr Ortszeit Interviews zu Fragen des Kirchenrechts. Von bislang 100 Sendungen sind 41 auf Youtube zu sehen.
Im Wechsel mit weiteren drei Priestern bietet er donnerstags biblische Auslegungen zu den Lesungen des kommenden Sonntags an.
Bevor der umtriebige Priester, der mehrere Sprachen spricht, Anfang Oktober sein Sabbatjahr beendet und ans St. Peter’s Pontifical Institute in Bangalore zurückkehrt, will er unter anderem noch Paris, München und Rom besuchen. In theologischen Bibliotheken möchte er seine Kenntnisse in Kirchenrecht auf den neuesten Stand bringen: „updating lessons in canon law“. Und heilige Stätten aufsuchen, wie z.B. den Marienwallfahrtsort Lourdes. „Pfarrer Roy“, wie ihn seine Freunde nennen, kennt auch indische Priester in verschiedenen europäischen Ländern, die in den Gemeinden Dienst tun. Einen wird er als Nächstes z.B. in Neustadt an der Aisch besuchen.
Vertretungsdienste in bayerischen Pfarreien
vergrößernArulselvam Rayappan im Sommer 2008 in Sailauf Susanne MahlmeisterGerne erinnert sich Pfarrer Roy an seine Aufenthalte in den Pfarreien Neuendorf am Main, Fahrenzhausen bei Dachau und Altfraunhofen bei Landshut, wo er als Aushilfspriester in der Urlaubszeit die Seelsorger vertreten hat.
Nicht zu vergessen die Pfarrei St. Vitus in Sailauf. Mit seinem Smartphone hat er im August am Kirchberg Fotos gemacht. Menschen aus der Gemeinde, die er von früher aus den neunziger Jahren noch kannte seien mittlerweile verstorben oder krank, sagt er mit einem Bedauern. Zuletzt war er im Juli 2008 in Sailauf gewesen. Einige wenige Kontakte sind bis heute erhalten.
sm