Die gut besuchte Veranstaltung im Sailaufer Ratskeller sollte neugierig auf das 104 Seiten umfassende Werk machen, das in einem Zeitraum von zehn Jahren entstanden ist. Den Weg von der Idee zur fertigen Publikation entfalteten Peter Wohlwender, der in Sailauf aufgewachsen ist, Benedikt Viertelhaus vom Berliner Verlag Dreiviertelhaus und Wilhelm Opatz, Grafiker und Herausgeber, in einem anregenden Gespräch. Dazu lief eine Bildershow mit Bildmaterial aus dem Buch, größtenteils Fotos von Privatpersonen aus der Entstehungszeit der Kirche.
Nach den Worten des Autors will das Buch ein Versuch sein, der ehemaligen Auferstehungskirche ein Denkmal zu setzen. Denn, wie er sagt, „sollte der Abrissbagger nicht das letzte Wort haben.“ Wohlwender möchte als Chronist auftreten und das Gebäude als Kunstwerk in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen stellen. Keinesfalls wolle er alte Wunden aufreißen, da die Emotionen damals in Teilen der Sailaufer Ortsbevölkerung sehr hochgingen.
Vorangebracht hat das Buchprojekt auch der Grafiker und Herausgeber Wilhelm E. Opatz aus Frankfurt, der vom bevorstehenden Abriss in der FAZ gelesen hatte, daraufhin spontan im Juli 2009 nach Sailauf in den nahegelegenen Vorspessart fuhr und den Prozess beobachtete.
Fazit des fachkundigen Gespräches der drei Männer: Die ehemalige Auferstehungskirche, die im Stil des sog. Brutalismus gebaut war, sei vielleicht nicht gefällig, wäre jedoch in jedem Fall erhaltenswert gewesen, als ein Zeugnis der Epoche modernen Kirchenbaus der Nachkriegszeit. Die Betonkirche mit ca. 600 Sitzplätzen in der Ortsmitte auf halber Höhe des Kirchberges ist nach wie vor der erste Kirchenbau im Bistum Würzburg, der ohne Nachfolgekonzept abgerissen wurde. Aktuell plant die Gemeinde Sailauf auf dem leeren Kirchplatz einen Erweiterungsbau für die Kinderkrippe.
Unter den anwesenden Besuchern dieses Abends befanden sich Mitglieder des Vereines zur Erhaltung und Pflege der Kulturdenkmale im Landkreis Aschaffenburg, Mitglieder des Fördervereins Sailauf für Heimat und Geschichte, Bürger aus Sailauf und Nachbargemeinden, aktuelle und ehemalige Sailaufer Gemeinderäte und Pfarrgemeinderäte, der Priester, der in Sailauf 1990 Primiz in der Auferstehungskirche feierte und der Pfarrer, in dessen Amtszeit der Abbruch erfolgte. Bewusst verzichteten die Veranstalter auf eine anschließende Diskussion.
Viele Interessierte erwarben das ansprechend aufgemachte Buch im schwarzen Leineneinband zur persönlichen Erinnerung und als Dokument für die nachfolgende Generation. Es beinhaltet unter anderem gründlich recherchierte Angaben zur Baugeschichte und eine genaue Baubeschreibung der Auferstehungskirche, stellt den Schweinfurter Architekten Emil Mai vor und erklärt das Gotteshaus im Kontext des Kirchenbaus der Nachkriegszeit. Für das Schlusswort konnte der Autor den bekannten Dokumentarfilmer Dieter Wieland gewinnen, der sich in den 1970er Jahren mit der Reihe „Topografie“ im Bayerischen Fernsehen einen Namen gemacht hat. Ein Verzeichnis der beteiligten Firmen, Handwerker und Künstler sowie ausführliche Quellenangaben runden den Band ab.
Das Buch ist in einer Auflage von 400 Exemplaren erschienen und ist im Rathaus für 25,- Euro zu haben.
Susanne Mahlmeister