»Fürchtet euch nicht« - ein Rezitativ für Sopran und Orgel aus Bachs »Weihnachtsoratorium« - gab gleich zu Beginn das Motto des Konzerts vor, gleichsam auf die ansteckende Freude hinlenkend, die von allen Liedern ausging. Dazwischen las Georg Thauern Passagen aus Rilkes »Weihnachtsbriefen an die Mutter«.
Wunderbar ausdifferenziert erklang zunächst weihnachtliche Vokalmusik des 20. und 21. Jahrhunderts, darunter Javier Bustos »Ave Maria«, gefolgt von »Lux Aurumque« (Eric Whitacre), dessen ungewöhnliche Rhythmen und fein verwobene Klangkombinationen der achtstimmige Chor bestens artikulierte. Weihnachtslieder hielten darauf Einzug in das Gotteshaus, so Stephan Adams sechsstimmige Komposition »Ich brach drei dürre Reiselein« und eine zauberhafte Interpretation von »Es ist ein Ros entsprungen«. Bei diesem Chorstück schien die Luft akustisch zu oszillieren. So entstand eine atmosphärische, traumhafte Klanglandschaft.
Zu Ehren kam ferner die 2014 in St. Vitus eingebaute Harrison & Harrison-Orgel, deren typisch englische Klangästhetik der Organist einmal mehr in Max Regers Pastorale F-Dur und Toccata d-Moll und Kompositionen von Marcel Dupré zu nutzen wusste.
Den Schluss bildeten wieder Weihnachtslieder. Chor und Publikum sangen die Strophen abwechselnd, die der Chor zudem mit entzückenden Modulationen bereicherte. Nach tosendem Beifall erklang als Zugabe »O du fröhliche«.
Doris Pfaff