Die Geschichte vom Leiden und Sterben Jesu rückt in der vorösterlichen Bußzeit verstärkt in den Mittelpunkt christlicher Betrachtungen. Der Leidensweg, wie ihn die Evangelien erzählen, zieht gläubige Menschen schon seit jeher in seinen Bann: Sie sehen in ihm das Erlösungswerk Jesu Christi, das in der Auferstehung und der damit verbundenen Hoffnung auf das ewige Leben bei Gott mündet.
Eine besondere Art, die Passion Jesu zu veranschaulichen sind die Fasten- oder Passionskrippen. Der schaffensfreudige Sailaufer Krippenbaumeister Waldemar Lippert hatte die Idee dazu im Jahr 2014. Vorbilder kennt er aus Günzburg und Bamberg. Als ehemaliger Vorsitzender des Vereins der Aschaffenburger Krippenfreunde, machte er sich in der vereinseigenen Werkstatt in der Leinwanderstraße ans Werk:
Es entstand 2013 ein geräumiger Schaukasten aus Sperrholz (110 x 82 x 65 cm), die Vorderfront aus Glas, seitlich mit Tragegriffen versehen.
In drei Ebenen reihen sich die biblischen Szenen aneinander:
- Einzug in Jerusalem, Abendmahl, Ölberg, Gefangennahme und Verurteilung (untere Ebene),
- Kreuzweg (mittlere Ebene),
- Kreuzigung, Grablegung und Auferstehung (obere Ebene).
Jahreskrippen gibt es laut Lippert in vielen Kirchen. Sie zeigen Szenen aus dem Leben Jesu in zeitlicher Reihenfolge durch das Kirchenjahr hindurch. Die Passionskrippe dagegen konzentriert sich auf den letzten Weg Jesu: alle Szenen sind auf einen Blick zu sehen.
So packte ihn der Ehrgeiz, selbst ein solches Panorama herzustellen. Wie viele Arbeitsstunden er dafür verwendet hat, kann er nicht sagen. Auf einen Unterbau aus Holz modellierte er eine Landschaft aus Pappmaché und bestrich sie mit mehreren Schichten Dispersionsfarbe, deren unterschiedliche Helligkeit die Plastizität unterstreicht. Gebäudeteile, Höhlen und Bäume sorgen für eine abwechslungsreiche, naturalistische Ansicht. Eine ausgeklügelte Beleuchtung rückt alles ins rechte Licht.
vergrößernPassionskrippe von Waldemar Lippert in der Sailaufer Kirche: der Leidensweg Jesu auf drei Ebenen Susanne MahlmeisterDie Figuren der Passionskrippe hat Lippert im Handel bestellt. Sie sind aus einer Polyestermischung, 9 cm hoch und dezent bemalt. In mehreren Lieferungen kamen sie bei ihm an und er fügte sie zu Gruppen zusammen. So winkt Jesus, der auf einem Esel in Jerusalem einzieht, den Menschen zu, alle detailgenau ausgestattet. Einzelne Begegnungen Jesu auf seinem Kreuzweg, wie z.B. mit Maria und Veronika, lassen sein Leiden gegenwärtig erscheinen.
Diese Vergegenwärtigung ist Lippert ein großes Anliegen. Kinder und Jugendliche, sollen sich die biblischen Szenen, die sie aus dem Religionsunterricht und den Katechesen kennen, besser vorstellen können.
Jesu Leidensgeschichte im Schaukasten gehörte zu den Exponaten der Aschaffenburger Krippenausstellung, die an Dreikönig 2014 endete. Nun ist sie die ganze Fastenzeit bis über Ostern hinaus in Sailauf zu bestaunen.
Susanne Mahlmeister