PG Vorspessart

Liebe Schwestern und Brüder, nun hat uns der zweite Lockdown „light“ doch erreicht. Das war absehbar. Denn alle Anstrengungen der vergangenen Wochen haben nicht gereicht, die Infektionszahlen in einem kontrollierbaren Bereich zu halten. Aber anders als im März dieses Jahres sind wir durch die Anstrengungen der letzten Wochen und Monate vorbereitet auf diesen Schritt.

Auch deshalb sind unsere Gottesdienste, unsere liturgischen Feiern und die Spendung der Sakramente nicht von den radikalen Maßnahmen der Staatsregierung betroffen. Dafür gilt den Verantwortlichen in der Politik mein aufrichtiger Dank!

Dennoch, die Verunsicherung der Menschen in unserem Bistum ist aufgrund der aktuellen Situation sehr groß und die Nerven liegen vielfach blank. Mich erreichen täglich Anfragen, ob und wenn ja, wie man verantwortungsvoll Gottesdienste feiern kann. Das kann ich gut nachvollziehen. Aufgrund dieser Sorge sind wir gehalten, unser Möglichstes zu tun, damit Menschen nicht mit Angst Gottesdienst mitfeiern müssen oder aus Angst gar nicht erst zu den Gottesdiensten kommen.

Seit Mai haben wir Hygienekonzepte für unsere Gottesdienste entwickelt, die bisher die notwendige Sicherheit garantiert haben. Die verschärften Maßnahmen in Gebieten, in denen die „Corona-Ampel“ gelb, rot oder dunkelrot zeigt, erhöhen noch einmal den Schutz.

Mein aufrichtiger Dank gilt allen Verantwortlichen in unseren Pfarreien, in der Kategorialseelsorge und in den Ordensgemeinschaften, die unter enormen Einsatz und Aufwand bisher die Feier der Gottesdienste vorbereitet, ihre Durchführung sichergestellt und ihre Nachbereitung gewährleistet haben. Ich weiß, dass das bis an die Grenzen der Belastbarkeit ging und weiter geht. Wir werden noch eine Weile durchhalten müssen. Ich bitte Sie deshalb, in Ihrem Engagement nicht nachzulassen.
Zugleich haben wir gelernt Neues auszuprobieren, eine Vielfalt an gottesdienstlichen Formen anzubieten und Menschen bei ihrer Suche nach kirchlicher Anbindung nicht allein zu lassen. All dies sind Voraussetzungen, die mich trotz aller bedrückenden Nachrichten positiv auf die kommenden Wochen des Lockdowns schauen lassen. Ausdrücklich ermutige ich Sie, das, was sich bewährt hat, jetzt weiter zu führen und kreativ nach Wegen zu suchen, den Menschen in unserem Bistum die froh machende Botschaft des Evangeliums zu vermitteln.

Bleiben wir im persönlichen Gebet und im gottesdienstlichen Feiern miteinander verbunden. Denken wir auch an jene, die aufgrund der Beschränkungen nur schwer erreicht werden können. Denken wir an diejenigen, die neuerlich um ihre Existenz fürchten müssen.

Nutzen wir die mediale Präsenz, die vielerorts seit März entstanden ist. Bleiben wir als Glaubende füreinander und miteinander sichtbar und geben so Zeugnis für die Gegenwart Gottes, der uns in Christus nahe ist und in seinem Geist uns stärkt.

Liebe Schwestern und Brüder,
das Hochfest Allerheiligen, das wir am Sonntag begehen durften, lässt uns in den geöffneten Himmel schauen und gewährt uns eine Vorausschau künftiger Herrlichkeit. Das gibt uns Hoffnung und Mut. Bitten wir unsere Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan, die Kirchenpatroninnen und Kirchenpatrone und unsere Namenspatrone in diesen Tagen um ihre Fürsprache.

Im Evangelium von Allerheiligen preist der Herr alle selig, die in diesen Tagen ihre Armut erfahren und auf ihn hoffen. Er preist selig die Trauernden und lädt uns ein, ihnen beizustehen. Er preist die Sanftmütigen selig, die trotz aller Herausforderungen die Ruhe bewahren. Er preist selig die, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, und lenkt unseren Blick auf all diejenigen, die jetzt aus den Augen verloren zu gehen drohen. Er preist die Barmherzigen selig, die mit Nachsicht auf die Fehlleistungen anderer schauen. Er preist selig, die reinen Herzens sind, und ihre Hoffnung auf den Herrn lenken, ohne durch die Widrigkeiten des Lebens zu zynischen und pessimistischen Menschen zu werden. Er preist die selig, die jetzt Frieden schaffen und nicht zu noch größerer Verwirrung und Unruhe beitragen. Und er preist selig, die das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit suchen.
Die Corona-Zeit bringt uns an den Rand dessen, was leistbar ist. Aber sie kann auch eine Einladung sein, noch einmal von Gott her auf unser Leben zu schauen und uns an ihm auszurichten. Selig sind wir, wenn wir dies verstehen und danach handeln.

Gott segne Sie alle, damit Sie gestärkt, behütet und gesund die kommenden Wochen bestehen!

Herzliche Grüße
Ihr Franz Jung, Bischof von Würzburg

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