Am Sonntag, dem 29. Januar 2023 feierten Mitchristen eine Messfeier zu Ehren des heiligen Sebastian, der in Sailauf seit alters her als zweiter Kirchenpatron verehrt wird.
Im Chorraum der Pfarrkirche St. Vitus stand die Sebastiansfigur, die mit Kerzen, Zweigen und Rittersternen ansprechend geschmückt war. Pfarrer Reuter ermutigte in seiner Predigt dazu, nach dem Vorbild des Heiligen im Glauben standhaft zu sein. Besonders in Kriegs- und Krisenzeiten, wie wir sie derzeit erleben, sollten Christen aus der Hoffnung heraus leben, das am Ende das Gute siegen werde.
Jede und Jeder könne sich für Frieden und Versöhnung einsetzen, wie es im Evangelium der Bergpredigt in den Seligpreisungen beschrieben ist, das an diesem 4. Sonntag im Jahreskreis verkündet wurde. (Matthäus 5,1-12a) Jede der Seligpreisungen habe in Christus selbst ihr Vorbild und ihre Vollendung. Sie sind Verheißungen, der wir trauen und der wir folgen dürften, weil sie uns zum Ziel führten.
sm
Hintergrund: Sebastianstag in Sailauf
Wer war der heilige Sebastian?
Im Kalender steht der 20. Januar als Gedenktag des heiligen Sebastian. Er lebte um das Jahr 300 n. Chr. In Mailand und war Offizier des römischen Kaisers Diokletian, der die Christen erbarmungslos verfolgte. Sebastian war Christ geworden, was der Kaiser als Treuebruch empfand. Er rief seine Bogenschützen und ließ ihn mit Pfeilen erschießen.
Irene, die auch eine Christin war, fand ihn und merkte, dass er nicht tot war. Sie pflegte ihn wieder gesund. Sebastian ging wieder zum Kaiser, um ihm zu sagen, dass die Christen keine schlechten Menschen und gefährlichen Untertanen seien. Sie würden sogar für den Kaiser beten.
Als der Kaiser Sebastian erkannte, wurde er so zornig, dass er ihn ergreifen und durch Stockschläge töten ließ. Mitchristen begruben ihn heimlich in einer unterirdischen Begräbnisstätte.
Die Menschen haben ihn wegen seines Mutes nicht vergessen und verehrten ihn als Schutzheiligen gegen die Pest. Die Pfeile galten als Symbol für eine plötzliche Krankheit. Die Pest wurde nach damaliger Vorstellung von den Pfeilen des Pestengels hervorgerufen.
Weil man die Pest nicht heilen konnte, und alle Leute, die die Pest hatten, sterben mussten, flehte und betete man zu heiligen Sebastian.
Die Pest
Die Pest war eine ansteckende Krankheit, die durch den Stich des Rattenflohs auf den Menschen übertragen wurde. Die Leute bekamen Fieber, rote Flecken und schwarze Beulen am ganzen Körper und starben unter großen Schmerzen. Oft wurden ganze Dörfer befallen und alle Bewohner dahingerafft.
In Sailauf wütete die Pest ganz schlimm vor etwa 300 Jahren. Damals blieben im ganzen Dorf etwa noch 5 Familien übrig. Die Menschen gaben dem heiligen Sebastian ein Gelöbnis (Versprechen).
Sailaufer Gelöbnis
Wir geloben dem heiligen Sebastian, wenn er uns von der Pest verschont:
Der 20. Januar soll ein Feiertag sein!
Wir wollen in der Kirche ein Hochamt feiern!
Wir werden den ganzen Tag nicht heizen!
Wir werden den ganzen Tag lang fasten!
Wir werden unsere Verwandten einladen!
Wir werden sie bewirten, aber selbst erst am Abend essen!
In den Familien bekamen die Verwandten nach dem Hochamt eine Vesper. Die Sailaufer durften nichts essen.
Erst am Abend, nachdem es dunkel war, wurde eingeheizt und gekocht, Es gab Rindfleischsuppe mit Pfannkuchenstreifen, Sauerkraut und Schweinefleisch. Spät abends traten dann die Verwandten mit Laternen ihren Heimweg in die Nachbardörfer an.
Dieses Gelöbnis wurde noch von unseren Urgroßeltern in Sailauf eingehalten.
In Sailauf ist an dem Tag immer noch ein Sebastiansgottesdienst in der Kirche.
Bis etwa 1985 nahmen die Schulkinder morgens am Gottesdienst teil und hatten dann schulfrei.
(Quelle: Heimatkundliche Notiz aus dem Pfarrarchiv, vermutlich für Schüler verfasst.)